A long (but important) paragraph, with an at times
clumsy translation, that I think gets the point across:
Wir muessen bemerken, dass wir ausserstande sind,
eine eindeutige Definition jener Erzeugnisse zu geben,
nach welchen wir jene Zeit benennen, den "Feuilletons"
namentlich. Wie es scheint, wurden sie, als ein besonders
beliebter Teil im Stoff der Tagespresse, zu Millionen
erzeugt, bildeten die Hauptnahrung der bildungsbeduerftigen
Leser, berichteten oder vielmehr "plauderten" ueber
tausenderlei Gegenstaende des Wissens, und, wie es
scheint, machten die kluegeren dieser Feuilletonisten
sich oft ueber ihre eigene Arbeit lustig, wenigstens
gesteht Ziegenhalss, auf zahlreiche solche Arbeiten
gestossen zu sein, welche er, da sie sonst volkommen
unverstaendlich waeren, geneigt ist, als Selbstpersiflage
ihrer Urheber zu deuten. Wohl moeglich, dass in diesen
industriemaessig erzeugten Artikeln eine Menge von Ironie
und Selbstironie aufgebracht wurde, zu deren
Verstaendnis der Schluessel erst wieder gefunden werden
muesste. Die hersteller dieser Taendeleien gehoerten
teils den Redaktionen der Zeitungen an, tels waren sie "freie" Schriftsteller, wurden oft sogar Dichter genannt,
aber es scheinen auch sehr viele von ihnen dem
Gelehrtenstande angehoert zu haben, ja Hochschullehrer
von Ruf gewesen zu sein. Beliebte Inhalte solcher Aufsaetze
waren Anekdoten aus dem Leben beruehmter Maenner und Frauen
und deren Briefwechsel, sie hiessen etwa "Friedrich Nietzsche
und die Frauenmode um 1870" oder "Die Lieblingsspeisen des
Komponisten Rossini" oder "Die Rolle des Schosshundes im
Leben grosser Kurtisanen" und aehnlich. Ferner liebte man
historisierende Betrachtungen ueber aktuelle Gespraechstoffe
der Wohlhabenden, etwa "Der Traum von der kuenstlichen
Herstellung des Goldes im Lauf der Jahrhunderte" oder
"Die Versuche zur chemisch-physikalischen Beeinflussung
der Witterung" und hundert aehnliche Dinge. Lesen wir die
von Ziegenhalss angefuehrten Titel solcher Plaudereien, so
gilt unsre Befremdung weniger dem Umstande, dass es Menschen
gab, welche sie als taegliche Lektuere verschlangen, als
vielmehr der Tatsache, dass Autoren von Ruf und Rang und
guter Vorbildung diesen Riesenverbrauch an nichtigen
Interessantheiten "bedienen" halfen, wie bezeichnenderwiese
der Ausdruck dafuer lautete: der Ausdruck bezeichnet uebrigens
auch das damalige Verhaeltnis des Menschen zur Maschine.
Zeitweise besonders beliebt waren die Befragungen bekannter
Persoenlichkeiten ueber Tagesfragen, welchen Ziegenhalss
ein eigenes Kapitel widmet und bei welchem man zum Beispeil
namhafte Chemiker oder Klaviervirtuosen sich ueber Politik,
beliebte Schauspieler, Taenzer, Turner, Flieger oder auch
Dichter sich ueber Nutzen und Nachteilen des Junggesellentums,
ueber die mutmasslichen Ursachen von Finanzkrisen und so weiter
aeussern liess. Es kam dabei einzig darauf an, einen bekannten
Namen mit einem gerade aktuellen Thema zusammenzubringen: man
lese bei Ziegenhalss die zum Teil frappanten Beispiele nach,
er fuehrt Hunderte an. Wie gesagt, war vermutlich dieser ganzen Betriebsamkeit ein gutes Teil Ironie begemischt, vielleicht war
es sogar eine daemonische, eine verzweifelte Ironie, wir koennen
uns da nur sehr schwer hineindenken; von der grossen Menge aber,
welche damals auffallend leselustig gewesen zu sein scheint,
sind alle diese grotesken Dinge ohne Zweifel mit gutglaeubigem
Enst hingenommen worden. Wechselte ein beruehmtes Gemaelde den
Besitzer, werde eine wertvolle Handschrift versteigert, brannte
ein altes Schloss ab, fand sich der Traeger eines altadligen
Namens in einen Skandal verwickelt, so erfuhren die Leser in
vielen tausend Feuilletons nicht etwa nur diese Tatsachen,
sondern bekamen schon am selben oder doch am naechsten Tage
auch noch eine Menge von anekdotischem, historischem,
psychologischem, erotischem und anderem Material ueber das
jeweilige Stichwort, ueber jedes Tagesereignis ergoss sich
eine Flut von eifrigem Geschreibe, und die Beibringung,
Sichtung und Formulierung all dieser Mitteilungen trug
durchaus den Stempel der rasch und verantwortungslos
hergestellten Massenware. Uebrigens gehoerten, so scheint
es, zum Feuilleton auch gewisse Spiele, zu welchen die
Leserschaft selbst angeregt und durch welche ihre
Ueberfuetterung mit Wissensstoff aktiviert wurde, eine
lange anmerkung von Ziegenhalss ueber das wunderliche Thema "Kreuzwortraetsel" berichtet davon. Es sassen damals Tausende
und Tausende von Menschen, welche zum groessern Teil schwere
Arbeit taten und ein schweres Leben lebten, in ihren
Freistunden ueber Quadrate und Kreuze aus Buchstaben
gebueckt, deren Luecken sie nach gewissen Spielregeln
ausfuellten. Wir wollen uns hueten, bloss den laecherlichen
oder verrueckten Aspekt davon zu sehen, und wollen uns des
Spottes darueber enthalten. Jene Menschen mit ihren
Kinder-Raetselspielen und ihren Bildungsaufsaetzen waren
naemlich keineswegs harmlose Kinder oder spielerische
Phaeaken, sie sassen vielmehr angstvoll inmitten politischer,
wirtschaftlicher und moralischer Gaerungen und Erdbeben, haben
eine Anzahl von schauerlichen Kriegen und Buergerkriegen gefuehrt,
und ihre kleinen Bildungsspiele waren nicht bloss holde sinnlose
Kinderei, sondern entsprachen einem tiefen Beduerfnis, die Augen
zu schliessen und sich vor ungeloesten Problemen und ansgstvollen
Untergangsahnungen in eine moeglichst harmlose Scheinwelt zu
fluechten. Sie lernten mit Ausdauer das Lenken von Automobilen,
das Spielen schwieriger Kartenspiele und widmeten sich
traeumerisch dem Aufloesen von Kreuzwortraetseln -- denn sie
standen dem Tode, der Angst, dem Schmerz, dem Hunger beinahe
schutzlos gegenueber, von den Kirchen nicht mehr troestbar,
vom Geist unberaten, sie goennten sich die Zeit und Muehe nicht,
sich gegen die Furcht stark zu machen, die Angst vor dem Tode in
sich zu bekaempfen, sie lebten zuckend dahin und glaubten an
kein Morgen.
We have to acknowledge that we are not able to give a clear
definition of that phenomenon, for which the era is named, that
is to say the "Arts and Leisure" section. How it seems is, it
was a particularly popular part of the daily press material,
printed by the millions, which constituted the primary
nourishment of the readers, hungry for education; it reported on
(or better, "chatted about") all manner of aspects of culture,
and, so it seems, the smarter of these Arts and Leisure writers
often joked about their own work; at least, Ziegenhalss admits,
he has come across numerous such works which, since they are
otherwise completely incomprehensible, he is inclined to
interpret as self-mockery. It is certainly possible, that in
these industrially published articles one could find a lot of
irony and self-irony; but we have lost the key to understanding
it. The authors of these frivolities, some of them belonged to
the newspapers' editorial staffs, others were "freelance"
writers, often they were even known as poets; but most of them
seem to have belonged to the educated classes, indeed many
seem to have been teachers by profession. Popular subjects for
these essays were anecdotes from the lives of famous men and
women and their correspondences, perhaps they would be titled
"Friedrich Nietzsche and Women's Fashions of 1870" or "Favorite
Dishes of the Composer Rossini" or "The Role of the Lap-dog in
the Lives of Great Courtesans" and the like. Further, people
were always glad to read historical accounts of the conversational
material of the affluent, perhaps "The Dream of Artistic
Presentation of Gold through the Centuries" or "Efforts to
Influence the Weather with Chemistry and Physics" and a hundred
similar things. When we read Ziegenhalss' citations of the titles of
such chatter, our alienation comes less from the circumstance that there
were people who swallowed these as a daily lecture, than from the fact
that professional, noteworthy authors of good education helped "serve"
this monstrous consumption of empty factoids, as characteristically
the expression for it sounds: further, the expression characterizes
the relation at that time between man and machine. At that time,
too, interviews with famous people about the questions of the day
were popular; Ziegenhalss devotes a chapter to this -- for example,
well-known chemists or piano virtuosos might be asked to express
themselves on politics, or popular actors, dancers, gymnasts,
aviators or even poets on the uses and disadvantages of youth
clubs, and on the conjectural causes of financial crises, and
so forth. Occasionally it happened, that a famous name would
thus become associated with an issue: in Ziegenhalss, we learn
of some surprising examples; he cites hundreds. As we said,
there was presumably a good deal of irony mixed in with this
activity; perhaps it was even a demonic, desparate irony, we
can feel empathy here only with great difficulty; but for the
masses, who seem to have been strikingly enthusiastic readers,
all these grotesque things were doubtless accepted in gullible
earnest. If a famous painting changed hands, if a valuable
autograph was auctioned off, if an old castle burned down,
if the holder of an old, noble name found himself in a scandal,
readers would learn from many thousand Arts and Leisure
sections not just these facts; also they would get on the
same or perhaps the next day a whole crowd of anecdotal, historical,
psychological, erotic and other material concerning the moment's
buzzword; around each daily occurrence a flood of zealous
writing was unleashed, and the procurement, sorting and
formulation of all these communications bore throughout
the stamp of a rashly, irresponsibly produced commodity.
Also part of the Arts and Leisure section, so it seems,
were certain games, by which the readership itself was
excited and by which its overstuffing with knowledge
was activate; a long commentary by Ziegenhalss about
the strange theme of the "crossword puzzle" reports on
this phenomenon. In that time, thousands and thousands
of people, who for the most part did hard work and
lived a hard life, in their free time would sit stooped over
quadrants and crosses made of letters, whose holes they
would fill in according to certain rules. We must guard
against seeing only the silly or crazy aspect of this,
and hold back from derision. These people with their
childish puzzle games and their educational essays
were, you see, by no means harmless little children or
playful Phaeacians; for they sat fearfully in the
middle of political, economic and moral upheavals and
earthquakes, they waged a fearsome number of wars
and civil wars, and their little education-games were
not just charming senseless childishness, but rather,
they showed a deep need to close one's eyes in the
face of unsolved problems and fearful intimations of
mortality, to flee into as harmless as possible a
world of appearances. They learned diligently to drive
their automobiles, to play difficult games of cards,
dreamily they devoted themselves to the solving of
crossword puzzles -- for they stood across from
death, from fear, from pain, from hunger almost
unshielded; their churches could no longer console
them, their consciences could give them no guidance,
they did not afford themselves the time and effort
to make themselves strong against fear, to conquer
the fear of death; they shrugged and believed in
no morrow.